EINE REISE INS OMO-VALLEY

Lukas, Laurenz und Maximilian besuchen Lale und seine Kinder

EIN BERICHT über eine außergewöhnliche Reise

Die Anreise und der erste Tag in Äthiopien

Wir landeten in Addis Abeba um 3 in der Früh, hatten unseren Anschlussflug nach Jinka aber erst zu Mittag gegen 13 Uhr. Auf der Suche nach einem gemütlichen Schlafplatz wurde uns bewusst, dass es nachts auch in Afrika ziemlich kalt werden kann. Letztendlich fanden wir ein paar Stühle und Bänke wo wir uns hinsetzten und mal kurz durchschnauften. Wir waren alle schon ein bisschen nervös auf das, was uns wohl in Jinka erwarten würde. Werden wir am Flughafen abgeholt? Haben Sie das mit den Ankunftszeiten richtig verstanden?

Gegen 7 Uhr früh kam dann auch schon wieder etwas Leben in den Flughafen und die Menschen wurden immer mehr. Wir genossen alle noch ein hervorragendes Frühstück mit Ei und Kaffee und brachen dann in aller Gemütlichkeit in Richtung Terminal 1 auf, wo unser Inlandsflug abgefertigt wurde. Beim Warten auf unseren Flieger unterhielten wir uns mit ein paar Einheimischen, welche alle freundlich waren und auch gerne Fragen stellten und beantworteten.

Der Flug verging unheimlich schnell – nicht zuletzt, weil wir alle drei die kurze Stunde im Tiefschlaf verbrachten. In Jinka angekommen, warteten wir noch kurz auf unser Gepäck, das uns persönlich mit einem Jeep vom Flieger gebracht wurde. Dann kam auch schon der entscheidende Moment. Waren sie nun da? Wir hatten sie noch nicht gesehen. Doch dann beim Raustreten aus dem Gebäude sahen wir Ayko und Buche, beide mit 2 hochgehaltenen Zettel wo „Omo-Child“ draufstand, auf uns warten. Wir begrüßten uns und dann ging alles auch schon ganz schnell. Koffer ins Bajaj, alles einsteigen und gleich losfahren. Eine rumplige, aber unvergessliche Fahrt mit den ersten Eindrücken von Jinka zum Omo-Child Heim. Jetzt also endlich die Kinder kennenlernen. Doch wie stellt man sich denn ein Kennenlernen mit 50 Kindern gleichzeitig vor? Eigentlich gar nicht. Ein bisschen schüchtern aber doch lächelnd und ganz aufgeregt kamen alle auf uns zu und begrüßten jeden mit Handschütteln. Auch die Mamas lernten wir kennen, Argore – den Hausmeister oder auch „Mann für alles“ und Oyta. Sie zeigten uns gleich unser Zimmer und dann wurde alles ein wenig ruhiger und gemütlicher. Die Kinder mussten nach Ihrer Mittagspause wieder zurück in die Schule und wir tranken Kaffee, aßen Popcorn und führten ein bisschen Smalltalk über dies und das. Gerade richtig, denn es war doch alles relativ viel auf einmal… Wir ruhten uns aus und als die Kinder wieder zurückkamen, gab es dann die erste richtige Vorstellung von unserer Seite mit ein bisschen österreichischer Schokolade. Ayko stellte uns schon mal ein super Programm für die nächsten 2 Tage zusammen, bis dann auch Lale von seinem Besuch bei den Stämmen zurückkommen würde.

Nach einem unglaublich guten Abendessen, welches uns die Mamas zubereitet hatten, ging es dann auch schon ab ins Bett, wo wir mit Hilfe von Argore bereits die Moskitonetze gespannt hatten. Wir sprachen nochmal alles durch, unsere ersten Eindrücke, die neuen Personen die wir kennengelernt hatten usw. Alles war noch komplett neu für uns aber alle waren so extrem hilfsbereit und freundlich. Ich dachte noch ein wenig über die gesamte Situation nach, die ich irgendwie selbst nicht glauben konnte. Angefangen hatte es mit einer Präsentation von Lale Labuko und Robert Ebner in unserer Schule, gefolgt von langem Planen, doch jetzt waren wir also in Äthiopien, in Jinka im Omo-Child Heim.

 

Am nächsten Tag wurden wir auch schon um 6 Uhr früh von den spielenden Kindern aufgeweckt. Als alle wieder in der Schule waren, richteten uns die Mamas das Frühstück her. Das bestand ganz einfach aus Brot und Tee, was aber nicht zu unterschätzen war. Die Kombination war nämlich einfach perfekt und wir freuten uns über die ganze Woche jeden Morgen wieder auf dieses unglaublich gute Frühstück. Kurz darauf stieß auch schon Ayko zu uns und wir besprachen das Programm für den heutigen Tag. Ein bisschen Englisch Unterricht, Kauf von Simkarten und Fußball spielen. Während die Kinder also noch in der Schule waren, bereiteten wir für die 6. Schulstufe den Englischunterricht vor. Dafür gab uns Ayko ein paar verschiedene Schulbücher, aus denen wir ein paar Beispiele zusammensuchten und das mit unseren eigenen Vorstellungen kombinierten.

 

Nachdem die Kinder erst um 4 Uhr nachmittags wieder frei hatten, fuhren wir in der Zwischenzeit mit Ayko zur „Ethiopian Telecom“, das einzige Telekommunikationsunternehmen in Äthiopien, welches somit eine Monopolstellung einnimmt. Das wirkte sich zwar nicht gerade positiv auf die Simkartenpreise aus, aber um uns immer wieder mal zu Hause melden zu können, brauchten wir ein bisschen Internet. Dort wurden wir von Kopf bis Fuß überprüft, wie als würden wir durch den Flughafen Security Check durchgehen und dann noch beim Schalter ein bisschen ausgefragt. Nachdem wir alle drei unsere Simkarten hatten, ging es wieder zurück zum Heim, wo die Kinder schon ganz ungeduldig auf ein Fußballmatch warteten. Das Fußballspielen wurde über die ganze Woche schon fast ein tägliches Ritual, welches auch wirklich viel Spaß machte. Kurz darauf hielten wir auch schon unseren Englisch-Unterricht, bei dem wir einige Kinder wie Kulo, Abi, etc. schon besser kennenlernen durften und ihnen hoffentlich auch etwas beibringen konnten. Somit näherte sich der Tag auch schon dem Ende und dem Abendessen zu, bei dem es wieder köstliches „injera“ gab. „Injera“ kann man sich wie eine Palatschinke mit saurem Teig vorstellen, zu dem man verschiedene Saucen isst. Danach schlenderten wir zurück ins Zimmer und lasen noch ein bisschen in unseren Büchern bevor wir letztendlich alle drei einschliefen.

Am Morgen des dritten Tages wurden wir wieder durch die aufgeregten Rufe der Kinder aufgeweckt. Es störte uns auch nicht, da wir immer recht gut schlafen konnten, aber wir blieben meistens trotzdem noch eine Weile liegen. Nur solange, bis wir das Frühstück nicht mehr erwarten konnten. Nachdem wir uns für den Tag ausgiebig gestärkt hatten, bereiteten wir ein bisschen Geographie-Unterricht vor, den wir wieder am Nachmittag abhalten wollten.

Im Anschluss an das Mittagessen zeigte uns Ayko dann den großen Markt von Jinka, der nur wöchentlich stattfand. Wir fuhren wieder mit dem Bajaj und schlängelten uns durch die Straßen, auf der wir wirklich alles Mögliche sahen. Obgleich das riesengroße Schlaglöcher, grasende Kühe zwischen den Straßen oder vollbeladene Trucks waren, eine Fahrt auf der Hauptstraße glich einem Abenteuer und Rennen zugleich. Wir kamen also beim Markt an, wo es sich an Einheimischen nur so tummelte und wir irgendwie ein wenig fehl am Platz waren. Nicht zuletzt, weil wir die einzigen „Ausländer“ waren und eigentlich dauerhaft beobachtet wurden. Auch wenn die Menschen es überhaupt nicht böse meinten, war es dennoch ein ziemlich unangenehmes Gefühl durch das Marktgelände durchzugehen. Es endete damit, dass wir uns nur 3 Orangen kauften (wo ich mich vor lauter Tollpatschigkeit beim Aufschneiden dann auch noch verletzte) und dann wieder zurückfuhren. Zu Hause angekommen gab es dann wieder eine kurze Ruhepause. Danach gab es eine Tour durch die Küche, in der die Mamas uns zeigten wie sie das „injera“ zubereiten. Wie bei Palatschinken wird der Teig auf eine heiße Platte bzw. in eine Pfanne gegossen. Aber nicht umdrehen! Der Teig muss nämlich oben aufgehen und ein bisschen luftiger sein. Nach der ausführlichen Kochshow verbrachten wir den restlichen Tag eigentlich nur mehr spielend mit den Kindern. Dazwischen gab es als kleine Lernpause unseren Unterricht. Es dauerte aber nicht lange bis wir wieder Lust aufs Kicken hatten und dann bis zum Abend hin Fußball spielten. Nach einer äußerst wichtigen Dusche und dem Abend Essen, begaben wir uns wieder aufs Zimmer und diskutierten noch über die nächsten Tage. Vor allem freuten wir uns auch schon auf morgen, denn da würde Lale endlich von seinem Stamm zurückkommen.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten und gerade zum Frühstück gehen wollten, kam uns Lale schon entgegen und grüßte uns herzlichst. Während wir uns dann mit Brot und Tee stärkten, verbrachte Lale seine Zeit schon wieder im Arbeitszimmer, um die organisatorischen Dinge usw. zu klären. Nachdem er ja gerade von den Tribes zurückkam, hatte er überhaupt sehr viel zu tun. Trotzdem nahm er sich für uns Zeit. Wir planten also für die nächsten Tage (wo wir am Ende der Woche einen der Tribes besuchen konnten) während wir alle wieder an einem Kaffee schlürften. Für heute stand ein Besuch im Jinka Museum und der Bank an. Das war zumindest für den Nachmittag geplant. Für den Vormittag ließen wir Lale seine Arbeit erledigen und spielten mit Leka und Kacha, den zwei jüngsten Omo-Child Kindern, die daher auch noch nicht in die Schule gehen. Die zwei waren immer neugierig, voller Energie und fragten uns auch gerne mal nach ein bisschen Schokolade. Vor allem bei diesen zwei süßen Mädchen fiel es uns schwer, sich vorzustellen, dass sie aufgrund von Zähnen oder einer nicht akzeptierten Schwangerschaft (Mingi-Aberglauben) umgebracht worden wären. Das betrifft natürlich auch die restlichen 48 Omo-Kinder.

Am Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg ins Jinka-Museum, wo es eine Ansammlung von Artefakten aller Tribes in Äthiopien gab. Hingebracht wurden wir von Tamasgen (kurze Tame), dem Fahrer von Omo-Child, der täglich die Einkäufe erledigte und mit dem Auto zum OmoChild-Heim brachte. Tame war ein ausgesprochen witziger Mann, der ziemlich gut Englisch beherrschte und uns immer wieder zum Lachen bringen konnte. Auf dem Weg ins Museum, machten wir noch einen kurzen halt in der Bank von Jinka. Ein ziemlich heruntergekommenes Gebäude, allerdings sogar mit einem Bargeldautomaten. Kurze Zeit später kamen wir im Jinka-Museum an, wo wir auf einige Touristen trafen. Nach einer kleinen Führung begaben wir uns wieder auf den Heimweg.

Am Abend spielten wir mit Lale und den Kindern noch ein paar Runden Basketball, was wirklich witzig war. Denn Basketball war auf jeden Fall sein Sport. Sein Enthusiasmus hatte keine Grenzen und so war das ganze Match von seinen Motivationsrufen geprägt. Besiegen konnten man ihn auch keinesfalls, denn er ist einfach zu groß! Nach einer schnellen Dusche und köstlichem Abendessen ging es dann für uns wieder zurück ins Zimmer, wo wir alle bald schon schliefen.

 
Den Dienstagmorgen, unser mittlerweile bereits fünfter Tag im Omo-Child Heim, gingen wir wieder sehr gemütlich an. Nach einem einfachen, doch wie jeden Morgen köstlichen Frühstück mit Tee und Brot, besprachen wir mit Lale kurz den Tagesablauf. Heute wollte er uns nämlich die Baustelle vom neuen Omo-Child Heim zeigen. Nachdem Lale aber noch immer jede Menge Arbeit hatte, planten wir das ganze für den Nachmittag ein. Das war für uns ideal, denn wir wollten mit den glücklichen Patenkindern (von Omo-Child Austria) sowieso noch ein paar Zeichnungen und Briefe verfassen. Als wir endlich alle gefunden und im Lernraum versammelt hatten, versuchten wir ihnen zu erklären, dass die Zeichnungen für ihre Paten wären und wir diese mitnehmen. Nachdem die meisten Patenkinder noch relativ kleine und junge Kinder sind, war das gar nicht so einfach. Dennoch hatten alle Spaß am Zeichnen und malten gleich mehrere Bilder für ihre Pateneltern. Die Unterschriften durften natürlich nicht fehlen, auch wenn wir da beim Buchstabieren ein bisschen mithelfen mussten. Dafür konnten die älteren, wenn auch mit ein wenig Hilfe, bereits einen schönen Brief in Englisch schreiben.

Nach dem Mittagessen hüpften wir in den Wagen und fuhren zur nicht allzu weit entfernten Baustelle des neuen Heims. Nach 6-jähriger Bürokratie, hatte die Regierung dem Antrag Lale`s endlich eingewilligt und Omo-Child Baugrund zur Verfügung gestellt. Die Fundamente für das neue Heim waren schon gelegt und auch die Mauern waren schon aufgestellt. In den zwei Häusern sollten vorerst einmal Platz für ca. 100 Kinder sein. Wie alles aussehen soll, hatte Lale genauestens geplant. „Die Lernzimmer müssen bei den großen Fenstern sein, damit man einen klaren Kopf bewahren kann […]“ – Lale. Es gab auch einen großen Wassertank, um nicht dauernd von den täglichen Wasserlieferungen abzuhängen. Weiters wurde bereits fleißig an einer neuen Küche für die Mamas und einem großen Speisezimmer gebaut. Lale plant auch schon eine eigene Schule für die Omo-Kinder, was das nächste Projekt wird. Denn die Schulen in Jinka sind alle überfüllt, die Lehrkräfte nicht allzu gut ausgebildet und außerdem komplett überfordert. Vor allem nachdem uns Lale seine ganzen Visionen erzählte, musste ich immer wieder an die Schriftzüge am jetzigen Heim denken, die motivierende und fröhliche Aussagen wie: „The Omo-Children will be the future leaders of southwest-ethiopia“ beinhalteten.

Als wir wieder zurück zum Heim kamen, spielten wir nochmal eine Partie Fußball, bevor wir uns dann aufs Abendessen stürzten. Wir waren alle drei auch schon auf den nächsten Tag gespannt, da wir mit Lale zu den Tribes fahren würden.

Heute war es soweit! Wir würden etwas weiter in die Savanne rausfahren und die Stämme besuchen (einer der Hauptgründe für viele Touristen nach Äthiopien zu kommen). Auch wenn wir natürlich wegen Omo-Child hier waren, freuten wir uns darüber, diesen kleinen Trip damit vereinbaren zu können. Wir planten dort über Nacht zu bleiben, um am nächsten Tag dann noch rechtzeitig für ein letztes, gemeinsames Abendessen mit der ganzen Omo-Child Familie zurückzukommen.

Nachdem wir unsere Rucksäcke zusammengepackt, Max das ganze Kameraequipment beisammen hatte und Luki noch kurz seinen Englisch-Intensiv Kurs mit Kulo (einem der älteren Kinder) durchführte – der hatte nämlich am selben Tag eine kleine Überprüfung – machten wir es uns im Auto bequem. Es war eine ziemlich lange und etwas holprige Fahrt, da die Straßen, desto weiter wir uns von der Stadt entfernten, immer schlechter wurden. Als wir dann nachmittags ankamen und gleich unser Gepäck im Hotel abgaben, fuhren wir mit einer Freundin Lale`s zum Stamm ihrer eigenen Familie. Die empfingen uns alle ganz nett und waren auch ziemlich neugierig, was unsere Kameras anging. Die Mutter kochte uns sogar eine Art Tee-Kaffee Mischung, die sie in kleinen Holzschüsseln servierte. Während wir uns mit der Hütte, den Ziegen und dem sehr bescheidenen Leben der Stammesangehörigen vertraut machten, zeigte Tame, der Fahrer, den Kindern lustige Musikvideos.

Nach Sonnenuntergang stiegen wir wieder ins Auto und begaben uns auf den Weg zurück ins Hotel. Dort wartete Lale bereits auf uns, der während wir bei dem Stamm waren, sich wieder seiner Arbeit gewidmet hatte. Wir aßen alle noch gemeinsam zu Abend, sprachen über die heutigen Erlebnisse und zogen uns dann auf die Zimmer zurück. In unserem Zimmer erwartete uns noch eine kleine Insektenplage, was wohl im Herzen Afrikas zu erwarten war. Irgendwie gelang es uns diese dann aber einfach zu ignorieren und nachdem dann auch noch der Strom ausfiel, hielt uns vom Schlafen nichts mehr ab.

FORTSETZUNG FOLGT…

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