Wiedersehen in Jinka – Eine Reise voller
Begegnungen, Freude und Zuversicht
REISEBERICHT – von Carmen Kisters, OMO Child Germany
April 2025
Nach anderthalb Jahren war es endlich wieder so weit: Mitte April ging es für mich zurück nach Äthiopien, zurück zu OMO Child. Auch die lange und wetterbedingt abenteuerliche Anreise konnte meine Vorfreude nicht trüben.
In Jinka angekommen, wurde ich herzlich empfangen – von Lale, den Mitarbeitern und natürlich vor allem von den Kindern. Unser Auto war vollgepackt mit Geschenken, die mein Fahrer Mule in Addis Abeba gekauft hatte: Dank unserer erfolgreichen Spendenaktion konnten wir nicht nur neue Sneaker für alle Kinder, sondern auch Sportkleidung für die Schulkinder in Dus mitbringen. Nach einer Begrüßungsrunde und einer Tasse äthiopischen Kaffee wurden die Geschenke verteilt, es wurden aus Deutschland mitgebrachte Gesellschaftsspiele ausprobiert und natürlich auch Kuchen gegessen – ein wunderschöner Start.
Besonders gefreut hat mich das Wiedersehen mit Asegedech (Asegu), die selbst bei OMO Child aufgewachsen ist und seit letztem Jahr die operative Leitung des Kinderheims übernommen hat. Mit großer Souveränität und viel Herz führt sie den Alltag vor Ort. Ihre Erfahrung als Krankenschwester in Addis Abeba ist dabei sehr hilfreich.
Am Montagmorgen führte mich Lale früh auf das Gelände der OMO Child Primary School. Wir durften die Kinder bei ihrer morgendlichen Ankunft und der täglichen Flaggenzeremonie erleben. Inzwischen besuchen 730 Kinder in 14 Klassen die Schule – vom ersten bis zum zehnten Schuljahr. Entsprechend bunt und lebendig ging es auf dem Schulhof zu. Doch mit der Ansprache des Direktors und dem Singen der Nationalhymne kehrte sofort Ruhe und Disziplin ein (siehe VIDEO). Auch im Unterricht wurde schnell klar, wie engagiert und respektvoll hier miteinander umgegangen wird – trotz beengter Verhältnisse. Einige Klassenräume sind noch provisorisch, denn das schnelle Wachstum übersteigt unsere aktuellen finanziellen Möglichkeiten zur Erweiterung. Dennoch ist die Schule in der Region hoch angesehen und wurde gerade erst wieder als beste Schule bei den zentralen Zwischenprüfungen ausgezeichnet – eine Auszeichnung, die mir der Direktor mit Stolz präsentierte.
Ein Höhepunkt war mein Besuch der neuen Schule in Dus am nächsten Tag. Wegen des Regens der letzten Tage war die Piste unpassierbar und wir mussten wir die letzten Kilometer mit dem Boot zurücklegen – ein kleines Abenteuer. In Dus erwartete uns ein herzlicher Empfang mit Tanz, Gesang und vielen glücklichen Gesichtern. Die Kinder führten stolz vor, was sie schon gelernt hatten, und die Freude über die Geschenke war so groß, dass das Essen erst einmal vergessen wurde. Besonders die Gespräche mit den Dorfältesten und dem Lehrer gaben mir erneut das Gefühl: Unsere Schule verändert hier wirklich etwas.
Zurück in Jinka, standen die nächsten Tage einige organisatorische Aufgaben an – denn es ist wichtig, dass alle Mittel verantwortungsvoll eingesetzt werden. Zwischendurch hatte ich „moralische Unterstützung“ einiger Kinder, die neugierig bei meiner Arbeit zusahen.
Ein besonders schönes Erlebnis war das Abendessen mit den Kindern am Donnerstag. Eigentlich wollten wir nur ein kleines Geburtstagsvideo für meine Schwägerin drehen – stattdessen organisierten die Mamas eine komplette Überraschungsparty samt Live-Schaltung nach Europa, Kuchen und Musik. Ein Abend voller Lachen und Herzlichkeit.
Der Freitag gehörte wieder ganz den Kindern. Die Vorfreude auf Ostern war spürbar, und irgendwann fragte mich eines der Mädchen schüchtern, ob ich ihnen einen Friseurtermin ermöglichen könne. Sie wollten sich für die Ostermesse hübsch machen. Natürlich sagte ich ja – und so zogen zehn aufgeregte Mädchen am nächsten Morgen los zum Friseur. Währenddessen war ich mit Asegu auf dem Markt, wo die Zutaten für das Festessen eingekauft wurden – inklusive lebender Hühner, wie es zu Ostern in Äthiopien Tradition ist. Beim späteren Zwischenstopp im Friseursalon strahlten mir unter riesigen Lockenwicklern fröhliche Gesichter entgegen.

Am Samstagnachmittag liefen die letzten Vorbereitungen fürs Osterfest: Die Mamas backten unzählige Injera-Fladen, die Jungs bereiteten die Hühner vor, und die frisch frisierten Mädchen kehrten nach und nach strahlend zurück. Es war wunderschön zu sehen, wie viel Freude mit so kleinen Gesten möglich ist.
Und dann kam viel zu schnell der Moment des Abschieds. Die Woche war wie im Flug vergangen. Jeder Besuch macht die Verbindung intensiver, das Vertrauen größer – und den Abschied schwerer.
Bevor es für mich endgültig zurück nach Deutschland ging, traf ich in Addis Abeba noch vier weitere Kinder von OMO Child, die dort studieren oder dort mit einer Pflegemutter leben, um eine bessere medizinische Versorgung zu erhalten. Gemeinsam mit Lales leiblichen Kindern hatten wir ein wunderbares Oster-Dinner.

Mit vielen Eindrücken und einem vollen Herzen bin ich zurück in Deutschland. Mein großer Dank gilt Lale, Asegu, allen Mitarbeitern – und natürlich Ihnen, unseren Unterstützern, die all das erst möglich machen.
Danke, dass Sie Teil dieser Reise sind.
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